Gründer und Präsident der Taji Bailong Ball Association, 1980 in China geboren, fand er mit 10 Jahren eine neue Heimat in Deutschland. Als Kind beider Kulturen ist Xiaofei (ausgesprochen Schaufee wie “Schau, eine Fee”) schon immer jemand, der sich für den interkulturellen Austausch einsetzt. Es ist wichtig, dass sich Menschen in Zeiten der Globalisierung für diese Art des Dialogs einsetzen. Kulturen werden in Zukunft immer mehr verschwimmen. Der Mensch sollte lernen, sich nicht mehr an seinen Unterschieden zu messen, sondern sich an ihnen zu erfreuen. Xiaofeis gesamtes Leben ist von zwei verschiedenen Kulturen geprägt. Sein ganzes Leben vereint also die Unterschiede und macht etwas lebendiges daraus. Das macht sich besonders an seinen sportlichen Interessen bemerkbar. Seine Leidenschaft für westliche Sportdisziplinen und chinesische Bewegungskünste macht ihn zum perfekten Pionier für Bailongball. Der Sport vereint schließlich die Geschicklichkeit von Badminton oder Tennis mit der Eleganz von beispielsweise Tai-Chi Chuan.
Im Jahr 2004 wurde Xiaofei vom Erfinder des Sports höchstpersönlich einer Trainerausbildung in China unterwiesen. Prof. Bai Rong gab ihm den Auftrag, die europaweite Verbreitung der chinesischen Trendsportart voran zu treiben. Ein Jahr später bereits Gründete er den TBBA e.V. Das Jahr darauf wurde er von seinem Meister zum Instructor ausgebildet. Nun darf auch Xiaofei selbst Trainer ausbilden und kann sich verstärkt seiner neuen Aufgabe, den Sport Europaweit zu verbreiten, widmen. Im Jahr 2008 veröffentlichte er über den O.W. Barth Verlag das Buch “Taiji Bailong Ball – Kraft und Entspannung mit der Trend-Sportart aus China”. Leider verkauft sich ein deutsches Buch über eine unbekannte chinesische Sportart nur sehr schleppend. Unser Pionier sitzt immer noch auf einem riesigen Haufen der großen Auflage. Xiaofei ist aber nicht nur Buchautor. Er war als Botschafter der Sportart schon einige Male im Fernsehen zu sehen. Unter anderem saß er bei einer Folge von TV Total auf der legendären Couch von Stefan Raab.
Der Pionier betreibt seine Arbeit jetzt schon seit 14 Jahren. Ein langer Zeitraum. Natürlich hat Xiaofei nicht sein ganzes Leben 100% dem Sport gewidmet. Genug über ihn, mehr von ihm selbst. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt:
Der TBBA ist nicht dein einziges Projekt. Wo arbeitest du noch und welche Aufgaben erfüllst du dort?
Die TBBA e.V. habe ich im Jahre 2005 mit ein paar gleichgesinnten Freund/innen gegründet. Wir hatten uns damals das Ziel gesetzt, die von Prof. Bai Rong entwickelte Sportart in Deutschland und Europa bekannt zu machen. Schnell stellten wir fest, dass neben dem Enthusiasmus noch mehr Ausdauer und Überzeugungskraft benötigt wird. Man muss Versuchen, die eigene Vision mit dem Beruf zu verbinden. So auch in meinem Fall: Ich arbeite für das LaoShan Zentrum, das meine Eltern aufgebaut haben. Hier komme ich oft mit Menschen in Kontakt, die neuen Dingen und Richtungen offen begegnen. Ich bin hier eigentlich der Chef vom Dienst, das heißt ich bin für ziemlich alles verantwortlich. Vom Handel mit Produkten, deren Produktion und Vermarktung, über Buchhaltung bis hin zu Seminarplanung und –ausführung! Ein selbständiger Fulltime-Job!
Im Hamburger LaoShan Zentrum wird sich mit traditioneller Chinesischer Medizin und Lebenspflege befasst. Hier werden Kurse und Behandlungen angeboten. (unter anderem für QiGong, Meridianklopfen, oder auch Bailongball)
Als Kind von China und Deutschland hast du zwei Kulturen aus erster Hand erlebt. Wie war deine Kindheit in China und wie war der wechsel nach Deutschland für dich und deine Eltern?
Meine Kindheit in China war wunderbar! Ich bin 1980 in Qingdao, an der Küste am Gelben Meer, zur Welt gekommen und habe dort mit einer 1-jährigen Unterbrechung bis zum 10. Lebensjahr gelebt. Wir lebten in einfachen Verhältnissen. Eine 1-Zimmerwohnung, wo Küche und Sanitäreinrichtungen noch mit Mitbewohnern geteilt wurden. Das war aber für die damalige Zeit ganz normal, denn der strenge Kommunismus hatte zu dieser Zeit gerade seine Marktöffnungspolitik begonnen. Ich bin in einer Großfamilie mit vielen Verwandten aufgewachsen. Da gab es ständig was zu feiern! Bei meinen Großeltern im Haus wohnten Zwischenzeitlich drei Familien. So war es nie langweilig. Mit meinen Schulfreunden, Cousins und Cousinen spielten wir oft im Freien und haben viel unternommen. Als ich dann 1986 zum ersten Mal und dann 1990 endgültig nach Deutschland übersiedelte war es schon eine kleine Umstellung. Ich konnte kein Deutsch und musste neue Freunde finden. Mir gelang recht schnell die Anpassung an die neue Umgebung und man kann sagen: die Integration in die schulische und deutsche Gesellschaft ist mir gut gelungen. Für meine Eltern war es eine große Herausforderung, in einem fremden Land Fuß zu fassen und ein Geschäft aufzubauen. Beruflich haben sich meine Eltern auf das unterrichten von chinesischer Lebenspflege-Philosophie, QiGong und TaiJiQuan fokussiert. Dadurch haben wir auch in Deutschland stets sehr traditionell chinesisch gelebt und sind so unseren Wurzeln treu geblieben.
Was hat dich in deinem Teenagerdasein am meisten bewegt?
Meine Teenagerzeit war geprägt von Sport – und allen voran, natürlich wie sollte es anders sein von Fußball. Wie fast jeder andere Jugendliche träumte ich von einer Fußballerkarriere! Aber meine Fußball-Skills waren wirklich nicht der Rede wert, denn ich habe einfach zu spät damit begonnen, so denke ich im Nachhinein. Ich war zu der Zeit aber ziemlich gut in chinesischer Bewegungskunst auch WuShu oder Kungfu genannt. Das hat mir mein Vater beigebracht und wir übten regelmäßig bei Wind und Wetter im Hamburger Stadtpark. Da das Training meistens Samstag und Sonntag schon um 07:00 Uhr begann, war es aber auch schwierig aus dem Bett zu kommen. Vor allem wenn man mit Freunden bis zum Morgengrauen auf die Piste gegangen ist.
Wie stark besteht die Beziehung deiner eigenen gegründeten Familie zu der ursprünglichen Heimat?
Meine eigene Familie hat einen immer noch starken Bezug zu unserem Heimatland China. Meine Ehefrau ist ebenfalls Chinesin und dementsprechend erziehen wir unsere beiden Kinder Zweisprachig. Wir besuchen mindestens einmal im Jahr die Verwandten in China und bereisen das Land mit unseren Kindern. China hat in den letzten 20 Jahren eine enorme Veränderung hingelegt: in den 90er Jahren hat man eher nach Deutschland geschaut, ob es neue Trends gibt oder wie der Lebensstandard ist. Heute beneide ich schon manchmal meine Generation von Chinesen, die in einem so starken und fortschrittlichen Land leben
Xiaofei ist ein Mann zwischen den Kulturen und sorgt mit seiner Arbeit ordentlich für Dialog. Eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben.
Ein großer DANK dafür an Xiaofei, den Bailongball Pionier No.1