Es hat etwas von einem Tanz mit Ball und Schläger: BAILONGBALL-SPIELER betreiben ihren Sport mit fließenden, bogenförmigen Bewegungen. Man kann um Punkte spielen oder auch nur den Genuss an der Entspannung und dem Flow zulassen.

Als unser Taiji-Lehrer im Frühling 2012 im Schlosspark Bottmingen

am Ende der Stunde einen Schläger mit weicher Bespannung und einen sandgefüllten Gummiball vorführte, war mir als Trainer sofort klar, welches Potential beziehungsweise Reiz Taiji-Bailongball hat. Auch und gerade für Tennisspieler, deren Körperbewegungen im Training und Match zumeist wenig mit Harmonie, Gelöstheit und Zusammenspiel zu tun haben. Die fließenden, bogenförmigen Bewegungenvon Bailongball, wie der Sport seit 2019 nur noch heißt, schulen das Ball- und Körpergefühl, lösen Verkrampfungen, sind perfekt als Inklusionssport, aber auch als Ausgleich.

Erfunden hat den Racketsport der Chinese Prof. Bai Rong vor mehr als 30 Jahren. Das Streben nach Harmonie, tief verwurzelt in der chinesischen Kultur, übertrug der Amateur-Boxtrainer 1991 in eine bewegte Form mit einem Sportgerät. Die weiche Fläche des Schlägers fängt die Flugbahn des Balles mit einer Schwingbewegung ab. Ist der Ball im Racket angekommen, verlässt er es wegen der Zentrifugalkraft nur, wenn der Spieler es will.

Es gibt drei Arten, wie Bailongball gespielt werden kann:
∞ Art ist ein Tanz mit Racket und Ball.
∞ Game ist ein Spiel zwischen Menschen mit oder ohne Punkte zu zählen.
∞ Freestyle ist eine Kombination von Art und Game: Die Suche nach dem Flow.

Seit dem Frühjahr 2013 lehre ich als Trainer in Brugg in der Schweiz diesen Sport. Meine Trainingsgruppe trifft sich einmal in der Woche. Im Unterricht ist das Spiel (Game) zu zweit mit oder ohne Netz zentral, aber ich nutze konsequent Art-Übungen, um die individuelle Technik zu verbessern.

Um Bailongball im Tennis richtig einzusetzen, ist es wichtig, die Unterschiede bei der Sportarten zu kennen. Bailongballschläger sind viel leichter und handlicher als Tennisschläger. Statt einer straffen Bespannung hat das Bailongballracket eine durch hängende Membran. Obwohl die Bälle ähnliche Größe und Gewicht wie Tennisbälle haben, sind sie durch den Sand im Innern träge, was die spezielle Spielweise erlaubt.

Als Tennistrainer benutze ich Bailongball-Übungen als Aufwärmprogramm in den Camps, in der Ballschule und beim Kidstraining. Auch in der psychologischen Beratung hilft das Üben mit dem Spiel, das auch Roliball genannt wird. Für die spontane Ausübung und zur puren Entspannung hat Prof. Bai Rong auch noch BaiLo erfunden, sozusagen die kleine Schwester von Bailongball. Dank der kompakten Form der Rackets (12,5 cm x 32 cm) und dem kleineren Ball ist es möglich, BaiLo überallhin mitzunehmen und zu spielen – auch allein.

Ich selbst habe meine beiden kleinen violetten BaiLo-Rackets und einen kleinen Gummiball immer dabei und nutze jede Gelegenheit, allein mit zwei Rackets oder manchmal auch zu zweit irgendwo in der Natur zu spielen. Wie sagte meine Tochter Aline spontan während unseres letztenBaiLo-Spiels im Margarethenpark in Basel: „Es macht einfach glücklich!“

2 Meinungen zu “In die eigene Mitte schwingen

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